"Relevanz der Karzinogenität von Metallen für die Orthopädie: Kontroversen und Bedenken" - EFORT Webinar – 31 Januar 2022
Seit Oktober 2021 müssen in der EU in Verkehr gebrachte (Medizin-)Produkte, die Kobaltlegierungen enthalten, entsprechend der neuen EU-Klassifizierung eingestuft, gekennzeichnet und verpackt werden.
Kobalt-Chrom-Legierungen werden häufig in Hüft-, Knie- und Wirbelsäulenprothesen sowie in anderen Implantaten wie kardiovaskulären Stents verwendet. Die Behörden und die Wissenschaft beobachten daher sorgfältig, ob ein möglicher Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber kobalthaltigen Hüft- oder Knieimplantaten und dem Krebsrisiko besteht.
In diesem Zusammenhang veranstaltete die EFORT am 31. Januar 2022 ein Webinar mit dem Titel "Relevanz der Karzinogenität von Metallen für die Orthopädie: Kontroversen und Bedenken". Prof. Klaus Peter Günther und Prof. Dr. Li Felländer-Tsai hatten mehrere Podiumsteilnehmer eingeladen, um die orthopädische Gemeinschaft über die Einstufung von Kobalt als krebserregend auf EU-Ebene und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu informieren. Ein weiteres Ziel des Webinars war es, den aktuellen Wissensstand über das krebserregende Potenzial von Metallpartikeln zusammenzufassen, welche aus Endoprothesenimplantaten freigesetzt werden.
Nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer - Prof. Hans Drexler, Dr. Victor Lamelas Cubero, Dr. Michael Kovochich, Prof. Nils Hailer - lassen präklinische und epidemiologische Studien derzeit nicht den Schluss zu, dass für Patienten, die Produkten aus Kobaltlegierungen ausgesetzt sind, ein erhöhtes Krebsrisiko besteht.
So fasste Prof. Dr. Klaus-Peter Günther zusammen, dass "(...) wir derzeit kein erhöhtes Risiko für die Gesamtkarzinomrate in der epidemiologischen Kohorte haben". Und er fügte hinzu: "(...) Ich denke, Patienten sollten sich keine Sorgen über die mögliche Karzinogenität von Implantaten machen".
Im Webinar wurde allerdings auch festgestellt, dass ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten wie Melanom, Prostatakrebs und hämatologische Malignome im Zusammenhang mit Kobalt in mehreren Studien nachgewiesen wurde, eine Erkenntnis, die weiterer Forschung bedarf.
Die Aufzeichnung ist unter folgendem Link erhältlich: https://www.efort.org/webinars/