Zweiteilige Zirkonoxid-Implantatkonzepte für die klinische Anwendung geeignet
Während die ersten Generationen von Zirkonoxidimplantaten auf ein einteiliges Design beschränkt waren, hat die Tendenz der Ärzte zu zweiteiligen Implantaten die Entwicklung auch für zweiteilige Designs aus Keramik vorangetrieben. Die Europäische Gesellschaft für Keramikimplantologie (European Society for Ceramic Implantology) hat kürzlich die verfügbare wissenschaftliche Literatur ausgewertet, um die Leistungsfähigkeit der neuesten Generation zweiteiliger Keramikimplantate im Vergleich zu einteiligen Keramikimplantaten und zu zweiteiligen Titanimplantaten zu bewerten.
Die ESCI hat Studien berücksichtigt, welche
- die Überlebensrate und die klinischen Daten von zweiteiligen Implantaten,
- die Zuverlässigkeit und Stabilität von verschraubten Implantat-Abutment-Verbindungen und
- die Verwendung in klinischen Anwendungen ausgewertet haben.
Ihre Schlussfolgerung:
"Auf der Grundlage der derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Daten kann das zweiteilige Zirkonoxid-Implantatkonzept nach korrekter diagnostischer Auswertung und entsprechender Patientenaufklärung für die klinische Anwendung empfohlen werden."
Die Autoren der Stellungnahme stützen sich auf Studien, die zeigen, dass die Überlebensraten von Zirkonoxidimplantaten zwischen 2004 und 2017 deutlich gestiegen sind1. Die Inzidenz von Frakturen bei oralen Implantaten aus Zirkonoxid ist von 3,4 % auf 0,2 % deutlich gesunken. Kommerziell erhältliche Zirkonoxidimplantate weisen Überlebensraten von 95 % bei einem Follow-up von 5 Jahren auf. 2, 3, 4, 5, 6
Hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Stabilität der Implantate wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt. Die zweiteiligen Zirkonoxidimplantate halten nachweislich klinisch relevanten Kaukräften stand.13-18 Auch die ein- und zweiteiligen mikro-aufgerauten Keramikimplantate zeigten ein ähnliches Maß an Osseointegration wie ihre Gegenstücke aus Titan. 7,8-12 Die Ergebnisse beziehen sich auf individuelle Auswertungen von Studien und Implantat Systemen, da das klinische Ergebnis jeweils von dem verwendeten Material und der Art der Verbindung abhängt.
Bei einigen Indikationen bieten zweiteilige Implantate deutliche Vorteile, zum Beispiel hinsichtlich der prothetischen Flexibilität und der "Reversibilität". Darüber hinaus kam die ESCI zu dem Schluss, dass die Verwendung eines zweiteiligen Implantatdesigns im Vergleich zu einem einteiligen Design in weiteren individuellen klinischen Situationen von Vorteil ist. Zum Beispiel:
- Bei einem vollständig zahnlosen Kiefer
- Bei weichen Knochenverhältnissen
- Wenn gleichzeitig mit der Implantation ein Knochenaufbau durchgeführt wird
- Wenn eine primäre Implantatstabilität schwer zu erreichen ist
Letztlich bieten zweiteilige Implantate die Möglichkeit Korrekturen an der Implantatachse vorzunehmen, mit Hilfe von individuell gestalteten Abutments.
Die Entscheidung für ein ein- oder zweiteiliges Implantat hängt hauptsächlich von der klinischen Situation des Patienten ab. Insgesamt scheint es einen Trend zu zweiteiligen Implantatkonzepten zu geben, unabhängig davon, ob Keramik oder Titan als Implantatmaterial verwendet wird. Die von der ESCI durchgeführte Bewertung zeigt, dass Zirkonoxidimplantate eine zuverlässige Alternative zu Titan darstellen, mit vergleichbaren Ergebnissen in Bezug auf Überlebensraten, Stabilität und Osseointegration.
Auf einen Blick
- Zweiteilige Zirkonoxidimplantate bieten Vorteile hinsichtlich der prothetischen Flexibilität und der klinischen Indikationen.
- Zweiteilige Zirkonoxidimplantate halten klinisch relevanten Kaukräften stand.
- Herstellungsverfahren, Materialeigenschaften, Implantatgeometrien und prothetische Verbindungskonzepte können die Bruchfestigkeit und die mechanische Stabilität von zweiteiligen Implantaten beeinflussen.
- Einteilige und zweiteilige Zirkonoxidimplantate zeigen ein gleiches Maß an Osseointegration und biologischer Integrität.
Das vollständige Statement der ESCI lesen Sie hier
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